27.02.2011

Chinesen lieben Luxus



Was lacostet die Welt? Geld spielt keine Rolex, so ein alter Spruch. Eine Billion Euro macht das Geschäft mit dem Luxus aus, das weltweit floriert. Die Erklärung.
Gucci, Tiffany, Rolex, Cartier – egal, ob man durch den Rodeo Drive im heißen Los Angeles oder die Maximilianstraße in München spaziert. Von rechts und links umgarnen Einkäufer die teuren, dem Besitzer neue Beachtung schenkenden Luxusartikel. Frauen und Männer verlassen die Einkaufswelten der Luxusmarken mit mehreren Taschen in der Hand. Gut, dass der Ferrari im Parkhaus auf dem Rodeo Drive gleich vorgefahren wird. Die Unternehmen freuen sich. Im vergangenen Jahr feierten die Luxuskonzerne hohe Zuwächse. Das Imperium um Bernard Arnault, LVMH, hat erstmals mehr als 20 Milliarden Euro umgesetzt. Die Aktien der Branche explodierten. Doch kann der Trend immer so weitergehen?

 

China: Reich der Armut, Reich des Luxus

Die Antwort der Experten: ein lautes Ja. Nach der taufrischen Studie „The New World of Luxury“ der Boston Consulting Group liegt der Umsatz mit Luxusprodukten weltweit derzeit bei fast einer Billion Euro. Die Konsumenten geben dabei ihr Geld am liebsten für Luxusreisen und Premiumautos aus. Aber auch Uhren, Schmuck, Kleidung und Lederwaren stehen hoch im Kurs.
Bloomberg Prada-Werbung in Schanghai

In den nächsten Jahren dreht sich alles um China – ein Land, in dem eine Milliarde Menschen nach unseren Maßstäben als arm gelten. Zum weltweit größten Luxusmarkt soll das Reich der Mitte nach der Studie in den nächsten fünf bis sieben Jahren aufsteigen. Von 2006 bis 2009 haben sich die Fabrikverkäufe der Luxusmarken in China schon mehr als verdoppelt. Der Soziologe Michael Jäckel warnt im FOCUS-MONEY-Interview vor der sich immer weiter öffnenden Schere zwischen Arm und Reich: „Das ist ein massives Problem. Wenn das Gefälle im Wohlstandsniveau der Menschen zu stark wird, wird der Luxus auf moralischer Ebene verurteilt.“

Eine andere Gefahr spricht Jean-Marc Bellaiche an. Der Chefanalyst der Luxussparte der Boston Consulting Group warnt: „Wenn sie übereilt in den aufstrebenden Märkten Fuß fassen, könnten die Unternehmen wichtige Unterschiede im Geschmack und Verhalten der Konsumenten übersehen.“

Bislang scheinen die Luxusanbieter den Fehler zu vermeiden. Analysten von Exane BNP Paribas gehen 2011 von einem zwölfprozentigen Wachstum des Luxusmarkts aus. Während nach Ansicht der Experten 2010 die Verkaufsmenge der Haupttreiber war, übernehmen dieses Jahr die Preise. Im vierten Quartal 2010 verteuerten sich Luxusartikel in Europa bereits um fünf bis zehn Prozent. Weitere Erhöhungen stehen bevor, bei Cartier und Montblanc voraussichtlich schon im März..




 

„New Money“ kauft bevorzugt Luxus


Fragt sich, wer die Luxusgüter eigentlich kauft. „Luxus ist ein Indikator des sozialen Aufstiegs und zieht die Gesellschaft in seinen Bann“, sagt Soziologe Jäckel. Die Beteiligung an dem Lebensstil, das geborgte Prestige, treibe diesen Markt an. „New Money“ heißen die Konsumenten, die laut den Boston-Consulting-Group-Experten das meiste Geld für Luxus ausgeben. Sie haben ihren Reichtum selbst verdient. Auf den Fersen sind ihnen Menschen mit durchschnittlichen Jobs, die aber einen überdurchschnittlichen Lebensstil anstreben. Sie gönnen sich deshalb mal eine Kette von Tiffany, mal das Reiseset von LVMH.

Die Luxuslabels müssen jedoch aufpassen, dass die Marke nicht verwässert und zur Masse wird. Burberry ist der Inflation des eigenen Angebots schon einmal zum Opfer gefallen, hat sich jedoch mittlerweile erholt. Und wie verdienen Anleger am Boom? Eben in Unternehmen wie LVMH oder Burberry einzusteigen, empfehlen die Analysten der Unicredit. Bei der Auswahl der Konzerne sollten Investoren unter anderem auf ein ausgeglichenes Engagement in dem aufstrebenden asiatischen Markt und den USA achten sowie auf die Möglichkeit, steigende Rohstoffpreise weiterzugeben. Die Preise für Gold und Baumwolle sind in letzter Zeit nach oben geschossen und damit auch die Kosten der Luxuskonzerne. Das werden sie schon an die Käufer weiterreichen – geborgtes Prestige ist schließlich eigentlich unbezahlbar.