20.11.2010

Luxus kommt stärker denn je aus der Krise

Von wegen" verlorenes Jahrzehnt": auf sicht der vergangenen zehn Jahre liegt zwar der europäische Gesamtmarkt (anhand des Bloomberg europe500-index) knapp zehn Prozent im Minus, Fashion/luxus-aktien aber beinahe 40 Prozent im Plus. Das gilt, auch wenn die Zeiträume verkleinert werden: auf Fünf-Jahressicht steht es 60 zu 10 für luxus und Fashion, ähnlich die lage seit Jahresbeginn.

Ursache sind die emerging Markets. Deren aufholprozess gegenüber den industrienationen erlitt auch in Rezessionszeiten nur einen kurzen Dämpfer( wenn auch mit dem ersten umsatzrückgang überhaupt). Doch kommendes Jahr wird der weltweite umsatz mit luxusartikeln das Vorkrisenhoch bereits übertreffen, ist etwa unternehmensberater Bain& Company überzeugt.

Warum lVMH und Co. gerade in emerging Markets lukrative Geschäfte machen, ist auch klar: luxus hat weniger mit Preis, dafür sehr viel mit Prestige zu tun. Prestige, das über Jahrzehnte aufgebaut wurde. Jahrzehnte, die es in großen Wachstumsmärkten wie China schon rein politisch gar nicht geben konnte-es fehlt also die konkurrenz.

Unbeschadet kam natürlich auch die luxusindustrie nicht durch die krise. 2009 gab es erstmals in der Branchengeschichte einen Rückgang des kumulierten umsatzes um acht Prozent. Heuer wird der Markt um zehn Prozent auf 168 Milliarden€ wachsen( im ersten Quartal waren es plus sechs Prozent, im zweiten plus 16 und im dritten Quartal 13 Prozent) und das historische Hoch aus dem Jahr 2007 von 170 Milliarden€ fast erreichen. Das ist das ergebnis der aktuellen studie" luxury Goods Worldwide Market" des unternehmensberaters Bain& Company. Bain sieht den Markt 2011 zu einem etwas flacheren Wachstum zwischen drei bis fünf Prozent zurückkehren-jedenfalls auf ein neues absolutes Rekordniveau. und weiteres kontinuierliches Wachstum steht bevor. nach schätzungen der Weltbank wird sich die weltweite Mittelschicht bis 2030 von insgesamt 430 Millionen auf 1, 2 Milliarden Menschen fast verdreifachen." es ist davon auszugehen, dass dann 93 Prozent der globalen Mittelschicht in den heutigen entwicklungsländern leben", sagt Fidelity-Fondsmanager nick Price-und:" Die neue junge Generation von konsumenten in den aufstrebenden ländern will mit westlichen statussymbolen ihren erfolg präsentieren." Dabei profitiert die luxusbranche davon, dass sie keine lokalen konkurrenten hat-anders als in den unteren und mittleren Preisklassen, wo viele einheimische Wettbewerber für heftige Preiskämpfe sorgen.

DANN MUSS MAN KAUFEN. und da man luxus und Prestige nicht so leicht aus dem Hut zaubern kann, weht durch die Branche immer wieder so etwas wie Übernahmefieber. Jüngstes Beispiel ist Hermes, wo sich Branchenprimus lVMH mit aktienderivaten herangepirscht hat und derzeit mehr als 15 Prozent der anteile hält. ein Zusammengehen würde erhebliche synergien freisetzen: lVMH ist für seine louis Vuitton-taschen bekannt, Hermes für lederhandtaschen und seidentücher.

Testsieger in unserem Börsetest wurde aber ein ganz anderes Unternehmen-der deutsche Herrenschneider Ahlers mit Marken wie Baldessarini, Otto Kern und Pierre Cardin. Das Unternehmen war in allen Bewertungspunkten im Spitzenfeld zu finden.

Ex aequo Platz zwei teilen sich die Lingeriekette Silvano Fashion (die Bank Austria hält mehr als sieben Prozent der Anteile), die ihre Boutiquen vom Baltikum bis Russland ausgerollt hat und ein reiner Emerging Markets-Player ist, und Etam. Das Unternehmen ist ursächlich französisch, mittlerweile hat der über ein Netz von mehr als 3800 Verkaufsstellen verfügende Damen-(Lingerie-)Wäschehersteller seine Zelte auch in China aufgeschlagen.
Bereits auf Platz fünf liegt Österreichs börsenotierter Beitrag zur Luxuswelle-Wolford. Die Kauflaune der Konsumenten ist wieder deutlich besser, schreiben die Vorarlberger im letzten Aktionärsbrief-vor allem in Asien.