01.06.2011

Jaguar C-X 75 Hybrid-Renner für Millionäre



Der Wagen war der Star auf dem Pariser Autosalon - dann verschwand er in der Versenkung: Jetzt verkündete Jaguar, dass das spektakuläre Modell C-X 75 gemeinsam mit dem Formel-1-Rennstall Williams in Kleinserie gebaut wird. Als brachialer Hybrid-Renner für 800.000 Euro.
Im vergangenen Oktober erregte der Jaguar C-X 75 Aufsehen auf dem Pariser Autosalon, im November erlebte der Wagen seine erste Ausfahrt in Hollywood - dann hörte man nichts mehr von ihm. Das wunderte zunächst niemanden in der Branche. Der atemberaubend schöne Sportwagen mit dem ungewöhnlichen Turbinen-Elektro-Antrieb war offenbar eine Eintagsfliege und würde das Schicksal der allermeisten Showcars teilen: heute gefeiert, morgen vergessen. Falsch! Der C-X 75 wird gebaut. "Der Wagen erhielt bereits als Konzeptstudie extrem positive Kritiken. Wir haben diese zum Anlass genommen, eine Serienfertigung zu prüfen und sind zu dem Schluss gekommen, dass sie sich rechnet", sagte Markenchef Adrian Hallmark. Allerdings treiben der große Aufwand und die kleine Stückzahl den Preis des Wagens in schwindelnde Höhen. Mindestens 800.000 Euro werden die Briten für jedes der insgesamt geplanten 250

Fahrzeuge verlangen, die zwischen Ende 2013 und 2015 in Handarbeit entstehen sollen. Alleine kann Jaguar das Projekt allerdings nicht stemmen. Als Partner für die Entwicklung und einem eigens für das Auto noch zu errichtenden Werk in England mit 100 Mitarbeitern ist eine Firma mit von der Partie, die sich mit schnellen Sportwagen bestens auskennt: der Formel-1-Rennstall von Frank Williams. Die Williams-Experten sind die Gewähr dafür, dass nicht nur die Form, sondern auch die Technik des Serienautos möglichst nah an der Studie bleibt und deshalb zum Beispiel die Karosserie des C-X 75 aus Karbon gefertigt wird.

Ein Benziner und zwei Elektromotoren sollen das Auto antreiben

Keine Chance dagegen haben die beiden Jet-Turbinen hinter den Sitzen, die bei der Designstudie als eine Art Range Extender den Strom für die Elektromotoren produzieren sollten. Der C-X 75 soll genau wie der Porsche 918 Spyder mit einem Plug-In-Hybridsystem bestückt werden. So soll das Auto rund 50 Kilometer weit rein elektrisch fahren können und im Normzyklus auf einen CO2-Ausstoß von 99 g/km kommen. Entwicklungsdirektor Bob Joyce plant derzeit mit einem Benzinmotor "mit vergleichsweise kleinem Hubraum und hoher Aufladung, dem pro Achse je ein Elektromotor zur Seite steht". Im Alltag dürfte der Wagen wie üblich deutlich mehr Kohlendioxid ausstoßen.

Konkrete Eckdaten des Aggregats nennt Joyce noch nicht. Hubraum und Leistung bleiben vorerst sein Geheimnis. Aber dass der C-X 75 zu den schnellsten Supersportwagen zählen wird, das lässt der Technikchef jetzt schon durchblicken. Arbeiten E-Motoren und Verbrenner zusammen, werde das Serienmodell in weniger als drei Sekunden von 0 auf 100 sprinten. Damit läge der Jaguar in etwa auf einem Niveau mit dem gerade vorgestellten Lamborghini Aventador. Und das Spitzentempo soll bei mehr als 320 km/h liegen.


Turbinen als Energielieferanten sollen später einmal folgen

Die Idee mit den Turbinen ist aber nicht gänzlich vom Tisch. "Wir werden diese Technologie weiterentwickeln", sagen die Briten. Dafür hat der Jaguar-Mutterkonzern Tata bereits einen erheblichen Anteil an der Firma Bladon Jets erworben. Sie hat die Gasturbinen der Studie entwickelt und produziert, die sich so gut als Range Extender eignen würden. "Ziel ist es, die sehr vielversprechende Technologie mittelfristig in künftigen Jaguar Modellen zum Einsatz zu bringen."
Der C-X 75, der bis zur Produktion wohl noch einen anderen Namen bekommen wird, passt bestens zu der wachsenden Zahl von sündhaft teuren Öko-Sportwagen wie den elektrischen Rennern Audi E-Tron, Mercedes SLS E-Cell oderPorsche 918 Spyder, der ähnlich irrwitzige 768.026 Euro kosten wird. Aber das Hightech-Auto hilft auch der angeknacksten Psyche der Briten, die beim Ausscheiden aus der Ford-Familie lange strauchelten, ehe sie wieder Tritt fassten. Das zumindest sagt Markenchef Hallmark: "Kein anderes Fahrzeug könnte Jaguars neu erwachtes Selbstbewusstsein und die große Innovationsfreude besser widerspiegeln als dieser Hybrid-Supersportwagen."