19.03.2011

Hofmobiliendepot ehrt Designer Marcel Breuer als Architekten

Marcel Breuer im Jahr 1926 auf seinem berühmten Stahlrohrstuhl "Wassil    Foto © Courtesy Thomas        Breue

Während er in Europa vor allem als Möbeldesigner und Erfinder der Stahlrohrmöbel bekannt ist, schätzt man ihn in den USA in erster Linie als Architekten. Die Wiener Ausstellung zeigt beide Facetten des Bauhaus-Mitglieds.

Das Wiener Hofmobiliendepot ehrt einen Meister der kleinen Form: Marcel Breuer, in Europa vornehmlich als Designer und hier insbesondere als Erfinder der Stahlrohrmöbel bekannt, in den USA als Architekt geschätzt. Im Möbelmuseum bürstet man das Bild des Wohnkünstlers deshalb gegen den Strich und zeigt in der mit Leihgaben des Vitra Design Museums Weil am Rhein gestalteten Schau "Marcel Breuer. Design und Architektur" zunächst architektonische Entwürfe des Meisters, bevor man entgegen der Chronologie bei den frühen Massivholzmöbeln landet. Zu entdecken ist dabei ein stets um neue Ausdrucksformen ringender Designer, der vor allem in immer neuen Materialien seinen Ausdruck suchte.

Mit Modellen und Fotografien zeigt die Wiener Schau vier Wohnbauten und vier Gotteshäuser, die von Breuer entworfen wurden. Bereits hier offenbart sich die Fähigkeit des Architekten, das überschaubare Objekt Haus mit auskragenden Elementen, großen Scheiben, schiefen Winkeln und klaren Formen in einer äußerst modernen Sprache zu formulieren. So weist sein Haus Geller etwa ein ovalgeschwungenes Betondach über asymmetrischen Fensterflächen auf, während Haus Breuer II die klare Form des liegenden Rechtecks aus Holz bevorzugt.

Die Bauten


Zu spektakulärerer Formensprache griff Breuer bei seinen Sakralbauten wie dem Kloster Baldegg in der Schweiz oder der St. John's Abtei in Minnesota. Freitragende Betonbauten sind hier ganz auf den optischen Eindruck des Kirchenraumes ausgelegt, auch wenn die Akustik unter gefalteten Decken bisweilen leidet. Wenig beleuchtet bleiben in der Ausstellung hingegen die wirklichen Großprojekte des Architekten, die qualitativ meist um Welten hinter den kleineren Projekten zurückfallen. Hierzu gehört die monoton gebogene UNESCO-Zentrale in Paris in den 1950ern, der gesichtslose Betonkoloss der Universität von Massachusetts in den 1960ern oder das sich mit dreister Arroganz in der Landschaft ausbreitende Wintersportzentrum in Flaine, das 1976 fertiggestellt wurde.
Originärer zeigte sich der 1902 in Ungarn geborene und am Bauhaus geschulte Breuer hingegen bei seinen Möbelkreationen. Mit diesen stattete er etwa Erwin Piscators Wohnung in Berlin aus oder schuf Variationen für die Stuttgarter Mustersiedlung Weißenhof, bevor er 1932 mit "Haus Harnischmacher" in Wiesbaden seine Karriere als Architekt startete und schließlich, 1937, mit seinem Freund Walter Gropius in die USA emigriert.
Nach Modellen in Massivholz gelingt Breuer in diesem Feld früh der Durchbruch mit seinen Stahlmöbeln, die zum Teil bis heute produziert werden, darunter der berühmte Stuhl "Wassily". Den Rechtsstreit darum, wer das Prinzip der legendären Stahlrohr-Freischwinger erfunden hat, verlor Breuer allerdings gegen den Niederländer Mart Stam. In Folge stieg er notgedrungen auf Aluminium um, aus dem er sanft gewellte Liegestühle bog und lies aus Kostengründen ähnliche Modelle in Schichtholz fertigen - in der Kostenorientierung ebenfalls ein Vorbote modernen Wohnbaus.
Marcel Breuer. Design und Architektur
Dauer: 16. März – 3. Juli 2011 täglich außer Mo 10 – 18 Uhr
Ort: Hofmobiliendepot, Möbel Museum Wien, Andreasg. 7, 1070 Wien