09.03.2011

Rolls-Royce 102 EX



Nein, niemand hat so direkt nach einem Rolls Royce mit Elektroantrieb gefragt. Aber die Briten planen voraus. Schließlich könnte auch für ihre Kunden das Öl irgendwann knapp werden.
Es ist nicht so, dass sich die Rolls-Royce-Kunden bislang über das laute Verbrennungsgeräusch des Zwölfzylinders unter der Motorhaube beschwert hätten. Auch die ohnehin nur mit feinen Sensoren wahrnehmbaren Vibrationen des Antriebs gaben kaum Grund zur Klage. Trotzdem haben die Briten nun den Zwölfzylinder entfernt. Den Platz benötigt ein Pack Lithium-Ionen-Batterien. Tatsächlich, Rolls-Roycehat aus dem Phantom ein Elektroauto gemacht. Unter dem Kürzel 102 EX debütiert das Experimentalmodell auf dem Genfer Salon. Von dort geht der Nobel-Stromer auf Tour um die Welt. Er soll den Kunden in den wichtigsten Märkten vorgestellt werden, damit diese ihre Meinung zur Idee eines elektrischen Rolls-Royce kundtun können. Schließlich muss man vorsorgen, falls in mehr oder weniger ferner Zukunft die fossilen Brennstoffe zur Neige gehen.

Bei der Konzeption des 102 EX haben die Techniker, wie es sich für die Marke gehört, weder mit Ideen noch an Material gespart. Zuerst wurde das Prinzip von Motor und Tank umgedreht. Unter der Motorhaube fand sich Raum für den bislang größten Batteriepack in einem modernen E-Mobil. Immerhin 71 kW/h werden auf der Vorderachse gespeichert, genug, um den von Haus aus schwergewichtigen Rolls rund 200 Kilometer weit zu bewegen. Damit rangiert er am oberen Ende der bislang bekannten Reichweiten reiner Elektrofahrzeuge. Bei aktuellen Batteriepreisen von 700 bis 1.000 Euro je Kilowattstunde Leistung liegt er aber auch beim Batteriepreis ganz vorne. Immerhin wird der Strom in Speichern zwischengelagert, die preislich einer gut ausgestatten 5er-Limousine von Konzernmutter BMW entsprechen.

Als Antriebseinheit kommen zwei E-Motoren zum Einsatz, die dort platziert sind, wo im normalen Phantom die Batterie liegt, also über der Hinterachse. Mit einer Gesamtleistung von 290 kW/394 PS beschleunigt der noble Brite in weniger als 8 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Werte, die die Kundschaft wohl als ausreichend empfinden würde.

In den ebenso breiten wie weichen Sesseln, die Rolls-Royce statt schnöder Sitze einbaut, würde eine schnellere Gangart ohnehin als unziemliche Hast empfunden. Im Interieur weißt nicht viel auf die elektrische Antriebseinheit hin. Statt eines Drehzahlmessers gibt eine Art Powermeter Auskunft über die gerade abgerufene Leistung und die Tankuhr wurde durch eine Batterieanzeige ersetzt. Breite Zierleisten in einer hellen Karbonoptik statt der üblichen Holztäfelung deuten eine Idee von Leichtbau an, die aber durch die schiere Größe des Luxusliners ad absurdum geführt wird.